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/ Januar 2023

Mythos Homeoffice

Warum es schöner ist, im Büro zu arbeiten

Arbeiten von zuhause aus kann so schön sein: Länger schlafen, kein stressiger Weg zur Arbeit, man muss nicht gleich morgens duschen und so richtig fesch in Schale werfen ist auch nicht unbedingt nötig. Obenrum ein ordentliches T-Shirt reicht beim Zoom-Call völlig. Und wie praktisch: Schnell mal nebenbei die Wäsche anschmeißen oder die Spülmaschine ausräumen. So oder ähnlich lauten viele begeisterte Stimmen. Das Homeoffice wird geradezu vergöttert und ein bekennender Büro-Fan als hoffnungslos rückständig und ewig gestrig an den Pranger gestellt.
Ach, wir haben es uns seit dem Beginn von Corona richtig gut im sogenannten Homeoffice eingerichtet. Dabei war der heimische Arbeitsplatz bis zum Ausbruch der Pandemie verpönt, ein regelrechter Ladenhüter. Hand aufs Herz, wir wissen jetzt weshalb! Was uns zuhause beim Arbeiten mächtig auf den Keks geht oder: Warum es schöner ist, im Büro zu arbeiten.

Der Kaffee schmeckt (oft) besser

Natürlich, es gibt auch echte Kaffee-Freaks mit Profi-Equipment zuhause. Aber nicht viele Heimarbeiter geben sich bei mehreren Tassen pro Tag immer so viel Mühe. Dann stehen Filterkaffee und haltbare Milch auf dem Plan – kann schmecken und wachmachen, ist aber auf Dauer nichts gegen eine professionelle Kaffeemaschine, wie sie mittlerweile oft im Büro steht: Latte, Cappuccino, aufgeschäumte Milch, Espresso oder selbst ein ganz normaler Kaffee kredenzt aus der Profi-Siebträgermaschine für 3.000 Euro und dazugehörigen Gerätschaften bringen einen ganz anderen morgendlichen Push ins Arbeitsleben. Klar, deshalb hat sie ja der Chef auch angeschafft. Und dazu gibt es frisches Obst, Wasser und Säfte. Ok, das habe ich wirklich zuhause, aber auf Arbeit muss ich nichts dafür bezahlen.

Energiekosten sparen

Apropos Geld. Energie wird ja immer teurer. Gas- und Strompreise gehen durch die Decke. Da kommt es auf jedes Kilowatt an, wie Politiker gerade jetzt immer sagen. Sehe ich genauso. Und daher muss ich auch nicht unbedingt den ganzen Tag zuhause verbringen. Leider lässt sich die Wärme aus dem Büro nicht mit in die Wohnung nehmen.

Und mein Handy lade ich am liebsten im Büro auf 😉 Und damit ich übers Wochenende komme, die Powerbank und mein iPad gleich mit. Das reicht bis zum Montag. Eine Ladung kostet zwar nicht mal einen Cent, aber übers Jahr läppert es sich.

Kein Paketbote


Und genau der nervt mich. Also nicht der Zusteller persönlich. Aber da ich den ganzen Tag zuhause bin und selbst viel online bestelle (allerdings noch keinen Kaffeevollautomaten), schlagen die Kollegen von DHL, Hermes und UPS mit den Bestellungen der Nachbarschaft immer bei mir auf. Die Sendungen haben bereits einen festen Platz im Flur und bei manchen dauert es Wochen, bis sie abgeholt werden. Drei, vier Mal täglich klingeln dann die Nachbarn. Leider genau dann, wenn ich mitten im Teams-Call bin oder gerade einen genialen Einfall habe. Im Büro habe ich meine Ruhe – und klopfe dann abends bei meinem Nachbarn.

Mit Kollegen austauschen, lachen & tratschen

Zoom, Teams oder Google Meet – alles gut und schön. Die Videositzungen sind bequem, cool und man fühlt sich gleich wie ein digitaler Nomade in Dubai, auch wenn der Firmenlaptop nur in der heimischen Küche steht. Doch natürlich fehlen mir die Kollegen, die – bezahlte – Raucherpause und vor allem der Tratsch. Das gemeinsame Lachen. Der persönliche Austausch. Könnte man zwar auch per Zoom machen. Doch das ist einfach nicht das Gleiche. Und man weiß ja nie, was die Technik im Hintergrund so alles kann, und der Chef oder zumindest die IT-Mitteilung mithören. Ach was vermisse ich die Klatschpausen vor dem Eingang über die neuesten Bürolieben, die Eskapaden des Chefs und die Fettnäpfchen, in die der Co-Chef schon wieder getreten ist. Hierzuhause klingelt immer nur der Paketbote.

Ein schicker Arbeitsplatz

Schöne neue Arbeitswelt! Mobiliar und Raumaufteilung vollkommen durchdesignt, nach neuesten Erkenntnissen der Forschung. Super loungig, motivierend und gesundheitsfördernd. Rückenschonende, hochfahrbare Tische. Leider nicht bei mir zuhause in der Küche: Da sitze ich auf einem Holzstuhl, die Sonne scheint den ganzen Nachmittag auf meinen Bildschirm und der Kühlschrank läuft pünktlich alle 30 Minuten zur Hochform auf. Da flüchte ich mich lieber in inspirierende Bürowelten, manche Protagonisten sprechen schon vom Lagerfeuererlebnis.

Büroliebe


Sie haben es womöglich schon geahnt. Ich bin Single. Kein Wunder. Wir haben zwar schon ein paar After-Work-Partys inklusive Drinks gefeiert, aber am Bildschirm. Und ein Flirt vor versammelter Mannschaft ist auch keine zielführende Anbahnungsmaßnahme. Ich will jetzt nichts ins Detail gehen, aber ein, zwei Vertreter aus dem montäglichen Zoom-Jour Fixe würde ich gern mal persönlich kennenlernen, durchaus auch an der Kaffeemaschine. Und wer weiß? Vielleicht haben die anderen dann bald etwas zum Tratschen.