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/ Juli 2020

Ist das Büro tot?

42 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland sind größtenteils auch aus dem Homeoffice heraus zu bewältigen. Das wurde in einer Studie von Mannheimer Ökonomen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ermittelt.


Es gibt ein paar regionale beziehungsweise strukturelle Unterschiede – in Metropolen wie Berlin (45,3 Prozent) zum Beispiel ist der Anteil höher als in Gebieten mit starker Industrie wie im bayerischen Schwaben (38,8 Prozent). Dass aber bundesweit im Schnitt fast die Hälfte der Büroarbeitsplätze im Grunde genommen überflüssig ist, ist schon bemerkenswert. Man muss allerdings betonen, dass die Studie zwar besagt, dass 42 Prozent der Jobs in Deutschland generell im Homeoffice – oder im Café, im Zug, im Coworking-Space und so weiter – erledigt werden können. Doch werden sie das auch?

Präsenzkultur ist so 20. Jahrhundert

Das Ende des klassischen Büros wird ja schon seit vielen Jahren vorhergesagt, Präsenzkultur ist schließlich so 20. Jahrhundert. Und dass die Corona-Pandemie als zusätzlicher „Digitalisierungsbeschleuniger“ wirkt, kann inzwischen wohl auch als Common Sense gelten.


Tatsächlich ist aufgrund von Lieferschwierigkeiten zwar nicht der Absatz, aber doch die Nachfrage nach Notebooks im Februar und März nach oben geschnellt,  weil viele Firmen plötzlich festgestellt haben, dass sie mit Hardware aus dem Jahr 2000 den Ansprüchen aus dem Jahr 2020 irgendwie nicht mehr gerecht werden. Und inzwischen fällt auch manchem wie Schuppen von den Augen, wie praktisch digitale Kommunikationstools eigentlich sein können.

Bedeutung des persönlichen Kontakts ist weiter hoch

Aber: Ist das Büro deshalb tot? Während der Corona-bedingten Ausgehbeschränkungen, während also so gut wie alle „Schreibtischtäter*innen“ immer nur zu Hause sitzen, ist doch nicht nur der Bedarf an digitalen beziehungsweise mobilen Arbeitsmöglichkeiten deutlich geworden, sondern auch die Bedeutung des persönlichen Kontakts, der menschlichen Interaktion. Wer sehnt sich denn nach zwei Monaten Homeoffice nicht wieder ins Büro zurück?
Auch wenn das Homeoffice von nun an sicher weit häufiger als zuvor eine sinnvolle und produktive Lösung für viele Unternehmen darstellt, wird das gemeinsame Büroleben deshalb nicht aussterben. Zwischenmenschliche Begegnungen tragen wesentlich zu einer lebendigen Unternehmenskultur bei, und die wiederum ist nicht zu unterschätzen für Motivation und Kreativität im Arbeitsalltag. Für die meisten Firmen gilt deshalb: Permanentes Homeoffice ist genauso falsch wie eine ausgewiesene Präsenzpflicht aufgrund von vermeintlichem Kontrollverlust.

Die Quarantänesituation hat einen Innovationsschub bewirkt

Also ja: Die Kontaktbeschränkungen durch die Pandemie haben natürlich dazu geführt, dass mobiles Arbeiten eine viel größere Bedeutung erhält. Transformationen werden gerne durch Krisen ausgelöst – ohne Veränderungsdruck keine Veränderung, so träge sind weite Teile der Wirtschaft nun einmal.


Die Quarantänesituation hat einen Innovationsschub bewirkt, und diese Entwicklung wird nach der Krise auch nicht wieder vollständig zurückgedreht werden. Homeoffice zum Beispiel dürfte langfristig eine noch wichtigere Rolle spielen, was übrigens jenen zugutekommt, die an den Stadtrand gezogen sind und die mit ihren großen Wohnungen oder Häuschen mit Garten während der Quarantäne sicher von so manchem beneidet werden.